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Entwicklungen im globalen und deutschen Batteriemarkt Interview mit Shmuel De Leon

27. Mai 2014 geschrieben von   Publiziert in Interviews

moderne Batteriematerialien Shmuel De LeonDer internationale Batterieexperte Shmuel De-Leon hat mitten in den Vorbereitungen für die bekannte Israeli Power Source Konferenz die Zeit für ein Interview gefunden. Wir sprachen mit ihm über den internationalen Batteriemarkt, neue Batterietechnologien sowie Deutschland und Batterieproduktion. Auch neueste Entwicklungen im Bereich Elektromobilität wie Teslas neue Fabrik und Grid Storage wurden thematisiert.

Arnbjörn Eggerz (AE): Sie sind in Kontakt mit tausenden von Batterie -und Materiallieferanten. Welche globalen Trends haben Sie in den letzten 2-3 Jahren gesehen? Gibt es neue Herausforderungen/Probleme?

Shmuel De-Leon: Der Markt wächst und wir sehen eine gewisse Erholung. Allerdings sehen sich europäische und nordamerikanische Hersteller einem starken Wettbewerb aus Fernost gegenüber.

AE: Global gesehen - Wo sehen Sie Potential für bahnbrechende, neue Batterietechnologien?

Shmuel De-Leon: Aufladbare „Solid Electrolyte" Lithiumzellen, Hochvolt Lithium Ionen- Zellen, Lithium Ionen- Zellen mit Nanostrukturanoden aus Silizium und Lithium Schwefel sind alles Technologien, die den Umbruch bringen können, den wir suchen.

AE: Und was sind die drei interessantesten Start-ups?

Shmuel De-Leon: Phinergy , Oxis Energy und Toyota im Bereich „Solid Electrolyte" Zellen.

AE: Bevor wir insbesondere von Deutschland sprechen - wie geht es dem gesamten EV Markt? Wo stehen die Unternehmen?

Shmuel De-Leon: Der reine EV-Markt ist immer noch ein Nischenmarkt. Der Umsatz wächst, aber insgesamt sind die Zahlen immer noch nicht signifikant. Der Erfolg des EV-Segments „reinen Luxuswagen" (wie Tesla oder BMW) überrascht und es scheint auch weiterhin das Segment zu sein, das den Markt anführen wird. Der PHEV-Markt ist aber weitaus vielversprechender. Dort können wir ein wesentlich besseres Marktwachstum sehen.

Der reine EV-Markt ist immer noch ein Nischenmarkt.

AE: Apropos Anwendungen – sind Energiespeicher für das Netz wichtiger, als E- Mobilität für Batterie-Hersteller?

Shmuel De-Leon: Grid Storage und E- Mobilität Fortschritt stehen stark in Wechselbeziehung. Der Bedarf an einem Ausbalancieren der Stromnachfrage zwischen Tag und Nacht wird durch den E- Mobility-Durchbruch erhöht. Folglich treiben beide Segmente die Batterieindustrie an.

AE: Sehen Sie irgendeine neue Technologie mit entsprechenden Eigenschaften, um EV und Grid Storage z.B. in der Zweitnutzung zu kombinieren?

Shmuel De-Leon: Grundsätzlich kann jede EV Batterie nach dem Gebrauch im Elektroauto als Grid Storage verwendet werden. Kostengünstige Batteriedemontageverfahren, Screening und ein neuer Batterieherstellungsprozess sollten entwickelt werden. Sicherheitsaspekte sind auch zu berücksichtigen, da gebrauchte Batterien weniger sicher sind, als neue Batterien.

AE: Der deutsche Fokus in Batterietechnologie liegt insbesondere auf dem EV- und Grid Storage- Bereich. Wie bewerten Sie den deutschen Markt in Bezug auf Innovation und neue Entwicklungen in diesen Feldern?

Shmuel De-Leon: Deutschland ist das führende Land in Europa im Bereich Batterieentwicklung. Es gibt hervorragende Universitäten, viele Unternehmen, die in dem Bereich involviert und aktiv sind, und die Unterstützung der Regierung [in Form von Forschungsgeldern/Subventionen], alles Faktoren, die F&E stark vorantreiben.
AE: Bei den Automotive-Anwendungen fokussieren sich Batterielieferanten und Unternehmen jetzt auf Li-Ion, aber ohne wirklichen Fortschritt. Können Sie das kommentieren?

Shmuel De-Leon: Li-Ion ist die Technologie der Wahl für die E-Mobilität. Keine andere Technologie scheint in naher und mittelfristiger Zukunft die führende Rolle der Li-Ion Technik einzunehmen. Fortschritt geschieht in kleinen Schritten, wie immer in der Elektrochemie.

Entwicklung des EV Batteriepreises 2014 2020AE: Da die Kosten der wichtigste Faktor für die EV-Batterie sind und viele verschiedenen Zahlen in Diskussionen genannt werde, stellt sich die Frage: Wie weit sind die Preise weltweit gesunken? Und wie weit können sie sinken?

Shmuel De-Leon: Heute sind E-Mobility Batteriekosten im Bereich von $ 350 - 700 pro kWh als realistisch anzusetzen. Die geschätzten Kosten in 2020 werden zwischen $200 - 400 per kWh liegen.

AE: Batterien sind jedoch nicht der einzige entscheidende Faktor für Elektrofahrzeuge, da auch alle weiteren Mobilitäterwartungen [des Kunden] ins Spiel kommen. Sie erwähnten oben die enttäuschenden EV Verkäufe, was zu Überkapazitäten im Batteriebereich geführt hat. Wie beurteilen Sie den kürzlich angekündigten Schritte von Tesla eine gigantische Fabrik zu bauen?

Shmuel De-Leon: Die „Giga-Fabrik" von Tesla wird eine Kostenreduktion der Batterien ermöglichen. Die Folge davon wird eine Gesamtkostenreduktion bei der Autoproduktion, sein, denn die Batteriekosten sind signifikant. Mir scheint, dass die „Giga-Fabrik" der richtige Weg zur Kostenreduzierung ist. Es ist aber nicht der einzige Weg, der nötig ist.

AE: Ich stimme zu. Zumindest aus strategischer Sicht, wenn man die Dynamiken in der Brache entsprechend analysiert, macht der Schritt von Tesla Sinn. Denn er setzt konsequent Kostenreduktion durch Ausbringungsmenge um, was andere Hersteller in dieser Größenordnung diskutiert, aber nie ausprobiert haben.
Im Autoland stellt sich also die Frage: Würden Sie deutsche Automobilherstellern wie BWM oder VW das Gleiche empfehlen? Sollten sie alle bis zu einem gewissen Grad Batteriehersteller werden, um eine bessere Kontrolle der Wertschöpfungskette zu erlangen?

Shmuel De-Leon: Die Batterien sind der Engpassfaktor der E-Mobilität. Es macht Sinn, dass Automotive OEMs, die Zelle-/Batterie- Fertigung unter Kontrolle haben möchten, wenn eine Kostensenkung erfolgen soll. Das ist der weltweite Trend. Ich erwarte, dass deutsche Autobauer diesem Trend folgen.

AE: Deutschland investiert enorme Beträge in der Batterieforschung. Wirtschaftsminister Gabriel hat nun den Wunsch geäußert, die Batterieproduktion zurück nach Deutschland zu bringen. Nachdem Sie die globalen Wertschöpfungsketten in dem Bereich kennen: Welche Positionierung würden Sie deutschen Unternehmen und Forschung empfehlen, um von den Forschungsinvestitionen profitieren?

Shmuel De-Leon: Mir scheint, dass der Schlüssel für Batterieproduktion in Deutschland die Produktionskosten im Vergleich zu denen in Fernost sind. Deutschland ist ein starkes Land bezüglich der Industrialisierung und Automatisierung. Das sollte einige Vorteile geben und zusammen mit staatlichen Subventionen kann es funktionieren. Es ist wichtig für die lokalen deutschen Elektroautohersteller auch Hersteller von Batterien- und Batteriezellen in Deutschland zu haben, um Transportkosten zu sparen.

AE: Sie sind bald wieder in Deutschland zu einem Seminar. Was können die Teilnehmer erwarten?

Shmuel De-Leon: Wir arbeiten die meisten Präsentationen von weltweiten Veranstaltungen [in dem Sektor] auf. Ich bin in Kontakt mit vielen Zellenherstellern und aktualisiere unsere Seminarmaterialien fast jede Woche. Neue, aktualisierte Informationen sind versprochen. Zusätzlich wird Prof. Aurbach über die neuesten modernen Batteriematerialien informieren.

AE : Vielen Dank für dieses Interview.

 


 

über Shmuel De-Leon:

Shmuel De-Leon ist ein führender internationaler Experte im Power Source Business. Er berät zahlreiche internationale Unternehmen. Shmuel gilt als Kenner israelischer Green Tech Start-ups und als Fachmann für Technologietrends in seinem Gebiet.

Shmuel ist der Gründer und CEO von De-Leon Energy Ltd.

über Arnbjörn Eggerz/Interviewer:

 Arnbjörn Eggerz hat viele Jahre Erfahrung als Berater und Projektmanager für Startups, KMUs und Institutionen in Deutschland, Italien und Island (7+) und leitet heute Iceventure.
Der Schwerpunkt seiner Beratungstätigkeiten liegt auf Business Development, Innovationsprozessen und Technologietransfer. Der Fokus liegt dabei auf zukunftsweisenden Technologien wie chemische Energiespeicher oder SaaS und Geschäftsmodellen.

Ice Seminar Team

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